Auf Mallorca prägt sicherlich der moderne Tourismus das Leben, somit wird auch die einheimische Folklore zum Teil des Hotel-Showprogramm. Der wer einmal in die kleinen Dörfer im Inselinneren fährt oder eines der zahlreichen Inselfeste besucht, der lernt auch das ursprüngliche Mallorca kennen. Er bewundert schöne Trachten, hört alte Lieder, sieht traditionelle Tänze und ihre Sprache. Jahrhundertelang war kastilisch die Amtssprache, die kastilische Sprache und der spezielle mallorquindialekt waren verpönt, ja sogar unter Franco verboten. Heute ist man stolz darauf und spricht die Sprache auch an Schulen und Universitäten.
Wenn man wissen will, wie man auf Mallorca, speziell auf dem Land vor 200 Jahren gelebt und gearbeitet hat, empfiehlt sich der Besuch zweier alter Herrenhäuser: La Granja, 15 km nördlich von Palma hinter Esporles und Els Calderers, zwischen Villafranca und Sant Joan gelegen. Im ursprünglichen Kloster und heutigem Landgut Sa Granja, dessen Geschichte bis ins 10 Jh. zurück geht, kann man auf einen ca. zweistündigen Rundgang verschiedene Werkstätten besichtigen, in denen typische mallorquinische Produkte gefertigt werden. Besonders herausragend und empfehlenswert ist ein Spaziergang durch die prächtige romantisch-englische Gartenanlage mit Brunnen und Wasserfällen, der auch an den Weidestätten des hofeigenen Viehs und einer Quelle entlang führt. Seit 1993 kann man in Els Calderers originalgetreu eingerichtete Räume besichtigen, die dem Besucher ein Gefühl vom damaligen Wohlstand der Bewohner geben. Man geht ohne Führung durch die Zimmer des 1700 erbauten Hauses und durch die Wirtschaftsräume, die bis heute in Betrieb sind, hinzu kommen Weinkeller und Kapelle. Sehenswert ist vor allem auch die typisch eingerichtete Küche. Die Spanier sind ein feierfreudiges Volk und da macht der Mallorquiner keine Ausnahme. Insgesamt gibt es ca. 100 übers Jahr verteilte Feste, die entweder einen allgemein religiösen Hintergrund haben den speziellen Schutzheiligen des Dorfes feiern oder an Ereignissen der mallorquinischen Geschichte erinnern. Oder man feiert einfach, weil man an seinen Schweinen, Melonen, Schmalzkuchen oder seinem Wein Freude hat und diese Freude mit möglichst vielen Menschen teilen will.
Wenn Sie nach Mallorca kommen, sollten sie sich unbedingt bei den örtlichen Touristenbüros informieren, wo gerade ein Fest stattfindet. Sie werden landestypische Trachten bestaunen, Gesängen lauschen und bei Tänzen zuschauen, aber auch mitmachen können. Nicht zu vergessen das gute Essen und Trinken, das bei diesen Gelegenheiten offeriert wird. Beachten sie aber, dass sie stets Gast sind: Gutes Benehmen, Respekt und angemessene Kleidung sollten daher selbstverständlich sein.
Ein originelles und originales Souvenir aus Mallorca sind die Siurells, kleine Tonpfeifen, die mit roten und grünen Mustern versehen sind. Man kann mit ihnen pfeifen und der Brauch besagt, dass früher die jungen Männer ihrer Angebeteten eine Siurells geschenkt haben, um zu erfahren, ob sie eine Chance haben. Blies die Frau auf der Pfeife, dann hiess es ja, liess sie die Figuren fallen, dann musste sich der Mann eine andere Braut suchen. Derartige Figürchen gibt es überall auf der Insel, traditionell von Hand hergestellt werden sie bis heute in Sa Cabaneta.
Eine weitere Tonspezialität der Insel sind die Greixoneras, die vielseitig verwendbaren rotbraunen Töpfe. Auch diese werden natürlich heutzutage schon maschinell gefertigt, das alte Handwerk kann man noch in Pórtol bei einigen Töpfern beobachten. Ein weiteres Kunsthandwerk ist die Glasbläserei. In der Nähe von Algaida im Inselinneren an der Strasse von Palma nach Manacor befindet sich die bekannte Glasbläserei der Familie Gordiola, die schon seit bald 280 Jahren dieses Handwerk ausüben. In dem burgartigen grossen Gebäude befindet sich im ersten Stock ein Museum mit einer Sammlung von Glasgefäßen aus der ganzen Welt. Im Erdgeschoss kann man den Glasbläsern zuschauen und die Entstehung von verschiedenen Gegenständen nach teilweise historischen Vorlagen beobachten. In einem angrenzenden Shop kann man natürlich auch diverse Glasprodukte erstehen.
Bild von Frank Jakobi 